Büchenwerra

Büchenwerra

Die ersten Hinweise, die allerdings sehr vage sind, zeugen bereits schon vor 700 auf eine Siedlung auf dem Buchenwerder (d.h. eine mit Buchen bestandene Halbinsel), denn der Heilige Kilian hat hier wohl eine Kapelle begründet. Spätestens aber im Jahre 1057, als im Kloster Hersfeld erneut eine Güterübersicht erstellt und die nördliche Grenze angeführt wird, begegnen wir dem Ort, der nun Buhcchenenuuird genannt wird. Andere Schreibweisen des Ortes sind Buchenwerde (1256), Bochenewerdere (1260), Buchenewerde (1307), Buchewerda (1312) und Buchenwerre (1747).
Büchenwerra ist von seiner Entstehung bis zum Ausgang des 19 Jahrhunderts ein kleiner unbedeutender Ort gewesen. 1256 erwirbt das Kloster Breitenau größere Teile der Gemarkung und sorgt für den Aufbau der verfallenen Kapelle. 1585 werden sechs Haushaltungen, 1744 zehn Häuser mit 53 Einwohnern, 1774 elf Häuser und 1840 15 Häuser mit 107 Einwohnern genannt, heute sind es etwa 200. In unserer Gegend werden sie spöttisch „Schmandlecker“ genannt.
Von besonderer Bedeutung war die Fulda. Die Bewohner hatten seit dem frühen Mittelalter Fischereirechte. Nach Eröffnung der Schifffahrt (1601) waren sie an den Treideldiensten beteiligt, um die Schiffe stromaufwärts zu ziehen.
Sicher hat auch das heute noch ausgeübte Handwerk der Binsenflechter einst Material vom Flussufer benutzt. Die Fulda richtete durch Hochwasser und Eisgang oft auch erhebliche Schäden an. So erfahren wir, dass 1552 durch Hochwasser 14 Acker Land verwüstet wurden. 1720 war wohl das größte Hochwasser überhaupt.
Nach Überlieferung fand der größte Eisgang 1871 statt. Eisschollen mit einer Stärke von 60 cm rissen in Äcker und Wiesen zwei Teiche mit großer Tiefe und einer Fläche von jeweils über 1.000 Quadratmeter.
Erwähnenswert ist noch, dass Büchenwerra von 1913 bis 1931 eine eigene kleine Dorfschule hatte.
Damit die Bewohner auf die andere Fuldaseite gelangen konnten, bauten die Männer des Dorfes jedes Frühjahr eine „Specke“ (einen hölzernen Brückensteg) auf, die im Herbst wegen des Hochwassers wieder abgebaut werden musste. Erst 1965 bekam Büchenwerra die jetzige Brücke, die demnächst erneuert werden soll.
Der blinde Heimatdichter Wilhelm Pfeiffer aus Körle schrieb damals in unserem Platt:
„Mach´s gudd, der ahle Wackelspecke, die Biechenwerrd`schen honn`ne Bregge.“
Im Zuge des Dorferneuerungsprogramms erhielt der Ort den „Speckenplatz“ (Dorfplatz, in der Nähe der ehemaligen Specke), einen Spielplatz, ein Dorfgemeinschafts- mit Feuerwehrgerätehaus und in der Nachfolge des Heiligen Kilians eine neue Kilianskapelle, die eine Bereicherung für Büchenwerra darstellt.
Bekannt geworden ist das Dorf durch seine idyllische Lage, denn es wird in einem großen Bogen von der Fulda umflossen. Diese Besonderheit hat dazu geführt, dass ein Campingplatz angelegt und viele Wochenendhäuser gebaut wurden. Zurzeit hat Büchenwerra noch zwei landwirtschaftliche Betriebe, was den ländlichen Charakter des Dorfes unterstreicht.

Einwohnerzahl: 205
(Bevölkerungszahlen vom 30.06.2018)